Wenn man Schüler fragt, dann kennen mehr von ihnen eine homosexuelle Person als eine Person mit roten Haaren. Warum ist die sexuelle Orientierung dann immer noch ein so großes und spaltendes Thema?

Um darüber zu diskutieren und über die Vielfalt sexueller Orientierungen aufzuklären, besuchte am 27. und 28. November 2019 die Initiative „Regenbogen.Bildung.Stuttgart“ die 10er Klassen des Zeppelin-Gymnasiums. Zu Anfang wurden die Leiter des Workshops vorgestellt, dann die Klasse selbst. Wie bei jeder Gruppe von Teenagern waren die Reaktionen unterschiedlich. Die einen waren überrascht, das dieses Thema angesprochen wurde, die anderen waren erfreut über die Präsenz dieser Community, und wieder andere nahmen den Workshop ganz normal hin. Anschließend an die Vorstellungsrunde folgte ein kleines Stimmt-Stimmt nicht-Spiel, bei dem der Klasse alltägliche Situationen vorgestellt wurden, zu denen sie freiwillig Stellung nehmen sollten. Es wurden Fragen gestellt, wie „Ich bin heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule gefahren“, oder „Ich kenne eine Person mit rotem Haar“, oder „Ich kenne eine homosexuelle Person“. Bei jeder Klasse und bei jeder Frage änderte sich das Bild von den Personen, die antworteten. Mal sagten die Schüler „Stimmt“, von denen es die eigene Klasse nicht erwartet hatte, und mal verneinten die Schüler, von denen es die Klasse erwartet hätte. Ziel des Spiels war es einerseits den Schülern näher zu kommen, da wir, die Leiter, für die Schüler meistens fremd waren. Und andererseits sollte das Spiel dazu dienen, den Schülern zu zeigen, wie es ist anders zu sein, wenn bei einer gestellten Situation nur ein Schüler mit „Stimmt“ antwortete, und der Rest der Klasse nun diesem Schüler seine Aufmerksamkeit widmete. Jedoch diente dieses Spiel nicht zur Bloßstellung von Personen oder dem Erschaffen einer unbequemen Atmosphäre. Somit wurde dieses Spiel die Einleitung in den Workshop der „Regenbogen.Bildung.Stuttgart“.

Die Initiative

2017 wurde die Initiative „Regenbogen.Bildung.Stuttgart“ von einer Sozialarbeiterin, an einer Beratungsstelle für Frauen ins Leben gerufen. Indem sie eine Gruppe bestehend aus Jugendlichen, zwischen 14 und 27 Jahren und Teil der Queer-Community, um sich scharte. Gemeinsam begannen sie an Schulen und Jugendgruppen, Workshops zum Thema Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierung anzubieten.

Mit diesen Workshops wollen wir den Schülern die Identität der Queer-Community näherbringen. Wir erklären spielerisch, so dass sich die Jugendlichen und wir uns wohl fühlen, was sich hinter den Begriffen verschiedener Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten verbirgt, um einerseits uns als Minderheit so zu präsentieren, dass wir auch da sind. Und andererseits möchten wir somit erreichen, dass wir genauso „normal“ sind wie jeder andere von denen, die sich nicht outen müssen.

Eine faire Gesellschaft im Blick

Das Outing ist ein gezieltes Stichwort, da die meisten unserer kleinen Rollenspiele innerhalb dieser Workshops so aufgebaut sind, Minderheiten zu zeigen, und Jugendlichen das Gefühl näher zu bringen, wie es ist Teil einer solchen Minderheit zu sein, auch wie es für uns selbst ist. Dies hat den Sinn dahinter, dass so weniger Hass gegen queere Menschen gefördert werden kann, wenn jeder von ihnen weiß, wie sich es anfühlt anders zu sein. Wir wollen eine Gleichheit in der Gesellschaft schaffen, in der es egal ist, ob man hetero- oder homosexuell ist, sich als trans* identifiziert oder ob man sich in seinem gebürtigen Geschlecht wohl fühlt.

Ich weiß es sehr zu schätzen, dass die Stadt eine solche Institution fördert, da ich als Teil der Queer-Community (schwul; genderflurid), so eine Möglichkeit habe, meine Erfahrungen mit gleichaltrigen zu teilen.

Jedoch hoffe ich auch Leuten Mut zu machen, da ich als „Junge“ geborener, mich sehr weiblich präsentiere um so durch meinen auffälligen Style meinen Mitmenschen die Angst vor dem Outing und möglichen Diskriminierungen zu nehmen. Warum ich dies tue, liegt daran, dass ich in der Öffentlichkeit gemobbt wurde, mich von der Gesellschaft ausgestoßen gefühlt, und Depressionen durchlebt habe. Diese ganzen negativen möchte ich meinen Mitmenschen ersparen.

Gleichzeitig möchte ich Gleichheit fördern und Leuten die Angst vor der schwersten Entscheidung in ihrem Leben nehmen: dem Outing. Mir persönlich fallen Outings vor Freunden, Familie und Menschen noch immer etwas schwerer, trotzdem zeige ich weiterhin Stärke, denn jeder Mensch ist gleich. Liebe ist Liebe und wir müssen nicht in Geschlechter differenzieren, um uns und unsere Mitmenschen als Menschen zu identifizieren. Jeder Mensch ist gleich und hat das gleiche Recht, wie seine Nachbarn, so zu sein wie er oder sie will.

An die Eltern, die dies lesen: Egal ob euer Kind hetero, homo oder trans* ist, euer Job ist es euer Kind zu lieben, es bei Entscheidungen zu unterstützen und ihm bei seinem Lebensweg beizustehen. Also tut euren Job so gut ihr könnt, und tut ihn richtig!

Und an die Kinder, die das lesen: Ihr verdient es dafür geliebt zu werden, wer und wie ihr seid! Ihr müsst euch nicht in eine Rolle zwängen, in der ihr euch nicht wohl fühlt und ihr sollt wissen, dass ihr nicht alleine da draußen seid!

Quinn, 11c

RainbowKidQuinn@gmx.de

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